Eine zweijährige Untersuchung des investigativen Nachrichtenmagazins The Lever hat ergeben, dass die US-Food and Drug Administration (FDA) in den letzten Jahrzehnten Hunderte von Arzneimitteln zugelassen hat, für die es wenig bis gar keine Beweise für ihre Wirksamkeit gibt. Viele der zugelassenen Medikamente erbrachten demnach nachweislich keinen Nutzen oder richteten sogar ernsthafte Schäden an. Trotzdem durften sie auf dem Markt bleiben.
Zu diesem Schluss kam The Lever, nachdem es Regierungsberichte, interne FDA-Dokumente, Aufzeichnungen von Ermittlern, Zeugenaussagen im Kongress, Gerichtsakten und mehr als 100 Interviews mit Forschern, Bundesbeamten und Patienten analysiert hatte.
Die Untersuchung ergab, dass zwischen 2013 und 2022 73 Prozent der von der FDA zugelassenen Medikamente die vier grundlegenden Standards der Behörde nicht erfüllten, die erforderlich sind, um die erwartete Wirkung der Medikamente nachzuweisen. 55 der zugelassenen Arzneimittel erfüllten nur einen dieser vier Standards und 39 erfüllten keinen von ihnen.
Mehr als die Hälfte der Arzneimittelzulassungen basierte auf vorläufigen Daten, das heißt, die Pharmaunternehmen legten keine Beweise dafür vor, dass bei den Patienten weniger Symptome auftraten, eine Besserung eintrat oder sich ihr Leben verlängerte. Laut dem Office of Inspector General des U.S. Department of Health and Human Services habe sich die Zulassungsrate solcher Medikamente im letzten Jahrzehnt beschleunigt.
Vor allem bei Krebsbehandlungen gibt es laut The Lever ernste Bedenken. Nur 2,4 Prozent der 123 Krebsmedikamente erfüllten alle Kriterien, und 29 erfüllten keines. Die FDA genehmigte 81 Prozent der Krebsmedikamente auf der Grundlage vorläufiger Daten. The Lever schreibt:
«Diese Statistiken kommen nach Milliarden von Dollar und jahrelanger Lobbyarbeit der pharmazeutischen Industrie und der Patientenlobby, die den Kongress unter Druck gesetzt haben, die wissenschaftlichen Standards der FDA zu lockern.»
Die sich daraus ergebende «seismische Verschiebung» vom Nachweis der Wirksamkeit von Medikamenten vor ihrer Zulassung hin zum Nachweis ihrer Wirksamkeit erst nach der Zulassung – wenn überhaupt – habe sich still und leise vollzogen, ohne dass Ärzte oder die Öffentlichkeit davon Kenntnis erhielten. The Lever konstatiert:
«Die Versicherer und Steuerzahler bezahlen die Forschung, nachdem die Medikamente auf den Markt gekommen sind, während die Pharmaunternehmen die Gewinne einstreichen. Die Patienten dienen als unwissende Versuchskaninchen – mit sehr realen Folgen.»
Das Magazin berichtet auch, dass schätzungsweise 128.000 Menschen jedes Jahr an den Nebenwirkungen von verschreibungspflichtigen Medikamenten sterben. In dem Bericht wurden keine Impfstoffe bewertet.